Am Meer entlang in Richtung Süden

September 30, 2011 § Ein Kommentar

Uns zieht es ans Meer und wir fahren nach Bahia Iglesia, einem kleinen Fischerort in der Nähe von Copiapó. Jetzt in der Nebensaison hält das Dorf Winterschlaf und wir wären vermutlich ganz allein auf dem Campingplatz, wenn nicht in einer Woche der Nationalfeiertag von Chile stattfinden würde. Und der wird in Chile vor- und auch nachgefeiert! Mit Cueca (dem Nationaltanz von Chile), Chicha aus Weintrauben und jeder Menge Essen. Ungläubig verfolgen wir von unserem Zelt aus das Eintreffen von 9 Bussen mit 500 Chilenen, die sich auf dem Zeltplatz verteilen und die Grills anschmeißen. Auf unserem Nachbarstellplatz werden letzte Vorbereitungen getroffen und am Ende machen sich Mädchen mit blau-weißen Rüschenkleidern und Jungen mit Stiefeln, Sporen und Poncho auf zum Hauptplatz.

Bahia Iglesia liegt in einer Tsunami - Zone

Von Copiapó aus starten wir mit Suiyan und Jeremy, die wir in San Pedro kennengelernt haben, auf den Weg zum „Punta de Choros“. Während der Fahrt verabschieden wir uns vom staubigen Norden und kommen dem Frühling in Chile immer näher. Am „Punta de Choros“ fließen laut Tio Dogui, der eigentlich Guido heißt und Besitzer unseres Hostals ist, Süß- und Salzwasser in der Bucht zusammen und schaffen ideale Lebensbedingungen für eine Muschelart. Im Hostal wohnen neben den Gästen auch 3 Generationen unter einem Dach, von denen die Photos an den Wänden viel erzählen. Tio Dogui war selbst bis vor 5 Jahren Fischer und scheint das Meer nach wie vor zu lieben, auch wenn er inzwischen hauptsächlich Touristen zur Isla Dama fährt. Viel von dem, was das Meer freigibt, ist außerdem in die Kunstwerke eingeflossen, die im Haus und im Hof hängen, stehen oder liegen. Am Abend trinken wir alle zusammen Pisco Sour, den Suiyan als gebürtige Chilenin im richtigen Verhältnis wunderbar zu mixen weiß. Der „Punta de Choros“ begeistert uns vor allem durch die raue, aber liebenswerte Mischung der Menschen und die Landschaft mit Stränden, an denen wir über Muschelberge steigen müssen, um voranzukommen.

Urwüchsige Küste am Punta de Choros

Muschelberge

Mit Suiyan und Jeremy am Strand

In Santiago de Chile verabschieden wir uns von Suiyan und Jeremy und reisen weiter in die kulturelle Hauptstadt von Chile – Valparaíso. Diese Hafenstadt erstreckt sich mit ihren bunten Vierteln über mehrere Hügel (Cerros), von denen einige auch heute noch mit den alten, antik aussehenden Ascensores (Standseilbahnen) zu erreichen sind.

Die Hügel von Valparaíso

Farbige Wellblechhäuser prägen das Bild

Wir erkunden die Viertel Cerro Alegre und Cerro Bellavista über ein Wirrwarr an Gassen, entdecken Kunst und Kitsch, schöne und weniger schöne mit Wellblech verkleidete Holzhäuser und eine Menge kunstvoller Graffitis.

Fantasievolle Fassade

Kunst...

und Kitsch... oder umgekehrt?

Auf dem Cerro Florida besuchen wir das Haus des chilenischen Dichters und Schriftstellers Pablo Neruda, der das Haus über eine Freundin gefunden hatte und an sie schrieb: „Beim Hinaufsteigen auf den Hügel Florida, beim Erklimmen der Treppen gab es keinen Zweifel mehr. Hinter einem Theater verborgen, am Ende einer unvermuteten Gasse, dort stand es. Allein und in Begleitung. Nah und fern. Geschäfte und Busse. Unerreichbar für ungebetene Gäste. Unsichtbare Nachbarn. Luftig und stabil. Und außerdem: unvollendet.“ 

Das verdeckte Haus von Pablo Neruda

Gesellschaftskritik an den Wänden Valparaísos

Diesen Eindruck vermitteln viele der Häuser auch heute noch in Valparaiso, dem einzig allein durch den überdimensionierten Hafen und den Blick auf das moderne Viña del Mar ein wenig an Reiz verloren gegangen sein mag.

Das verbaute Viña del Mar

Am Strand von Viña del Mar

Den Nationalfeiertag von Chile verbringen wir in Concepción, wo wir ein Auto mieten wollen und zufälligerweise auch die Unabhängigkeit durch O`Higgins verkündet worden ist. Im Park lassen wir zusammen mit vielen chilenischen Familien einen Drachen steigen, den wir „Chilenito“ taufen und nach mehreren Anläufen und einem sehr netten Rettungsversuch durch einen Chilenen an den Papierkorb verlieren. Der chilenische Wind ist eben unberechenbar. Nach zwei sehr entspannten Tagen in Concepción starten wir mit dem wahrscheinlich kleinsten Mietauto von Chile ins Abenteuer Patagonien…nun ja, was hatte ich über Frühling gesagt?

It's a trap!

Susann und T-Rex in Concepción

§ Eine Antwort auf Am Meer entlang in Richtung Süden

  • Diana Schlichting sagt:

    Hallo, Ihr 2, habe gerade Eure Berichte vom September gelesen. Vielen Dank! Man glaubt, man ist dabei. Kommt gesund wieder. Liebe Grüße von Diana

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